BGW: Heil- und Präventionsverfahren noch viel zu wenig genutzt Angst um den Arbeitsplatz blockiert Betroffene

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Hautkrankheiten sind die häufigsten berufsbedingten Erkrankungen in Deutschland. Wenn man ihnen rechtzeitig entgegenwirkt, lässt sich ein Berufsausstieg oft verhindern. Trotzdem werden die modernen Heil- und Präventionsverfahren noch viel zu wenig genutzt, meldet die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).

Die größte Schwierigkeit ist, die Betroffenen schon im Frühstadium der Erkrankung zu „entdecken“ und für Präventionsmaßnahmen zu gewinnen. „Das ist nicht leicht, denn Berufsanfänger brechen meist ihre Ausbildung ab, wenn sie Hautprobleme bekommen, und versuchen, woanders einzusteigen – ohne dass wir davon erfahren“, so Dr. Thomas Remé, Leitender Arbeitsmediziner der BGW.

„Ältere verbergen aus Angst um den Arbeitsplatz oft ihre Hautprobleme, so lange es geht.“ Die Dunkelziffer ist enorm; Experten schätzen, dass die Zahl der nicht gemeldeten Hauterkrankungen um 10 bis 50 Mal höher liegt als die der gemeldeten. Dies wären in Deutschland bis zu über 900.000 Fällen pro Jahr – für 2008 verzeichnet die Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) über 18.500 gemeldete Verdachtsanzeigen auf eine berufsbedingte Hauterkrankung.

In die gleiche Richtung weist eine von der BGW beauftragte Umfrage unter Dermatologen im Raum Berlin-Brandenburg, die im Herbst 2008 durchgeführt wurde. Danach erfolgte bei 60 Prozent der Patienten mit vermuteter Berufsdermatose keine Meldung an den gesetzlichen Unfallversicherungsträger, die Voraussetzung für ein bestmögliches Heil- und Präventionsverfahren ist.

Nach der Studie verweigern in vielen Fällen die Patienten die Zustimmung zu diesem sogenannten Hautarztverfahren. „Die Angst, den Arbeitsplatz zu gefährden, steht bei den Betroffenen wohl im Vordergrund“, vermutet Dr. Remé. „Dabei ist dieser umso gefährdeter, je länger die Betroffenen warten und je später sie sich helfen lassen. Die frühzeitige, berufsbezogene Therapie und Schulung hingegen ist die beste Maßnahme zur Sicherung des Arbeitsplatzes.“

13.10.2014